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Coronavirus

„Nicht ins Gesicht fassen!“, hören & lesen wir in diesen Tag oft. Klingt sinnvoll, ist es auch. Niemand möchte für die Coronaviren Taxi spielen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Wieso?

Die Hand an das Kinn legen, wenn wir nachdenken. Sich die Stirn zu reiben, wenn wir Stress haben oder überfordert sind. Sich die Augen zu reiben, wenn wir müde sind. Gesichtsberührungen helfen uns bei der Regulation von Gefühlen.

Sich in das eigene Gesicht zu fassen gehört zu den sozial tolerierten und unbewusst ablaufenden Verhaltensmustern von uns Menschen. Durch ständige Wiederholungen wird Verhalten stabilisiert und aufrechterhalten. Möchte ich ein bestimmtes Verhalten unterlassen, fällt es meist schwer dieses einfach abzustellen oder zu unterdrücken. Unser Gehirn spricht allerdings gut auf Alternativen an. Azrin & Nunn haben das Habit Reversal Training etabliert. Es zielt darauf ab, unerwünschte Verhaltensweisen zu unterbrechen. Das kannst du jetzt für dich nutzen!

1. Schritt: Erhöhung der Selbstwahrnehmung! Unbewusst ablaufende Verhaltensmuster bewusst werden lassen. Wann fasse ich mir eigentlich ins Gesicht? Und wohin? Fällt es mir selbst nicht auf, kann ich auch meinen Partner/meine Partnerin bitten, mich jedes Mal darauf aufmerksam zu machen, wenn meine Hände an meinem Gesicht sind. Für Menschen mit längeren Haaren empfiehlt sich, diese zusammenzubinden oder hochzustecken. Häufig fassen wir uns mehrmals täglich ins Gesicht, allein nur um die Haare hinters Ohr zu streichen. Für Menschen, die sich häufig die Augen reiben oder an den Lippen knibbeln, können Mascara oder Lippenstift helfen, die Hände aus dem Gesicht zu lassen.

2. Schritt: Aufbau von Veränderungsmotivation! Ich sollte mir immer wieder klar machen, welche negativen Auswirkungen & Folgen die Berührungen meines Gesichts zurzeit haben können. Das Coronavirus wird über Tröpfcheninfektion übertragen. Speicheltröpfchen können an Gegenständen haften bleiben, welche ich dann mit meinen Händen berühre. Führe ich die Hände dann in mein Gesicht, können die Krankheitserreger über Augen, Nase und Mund in meinen Körper gelangen.

3. Schritt: Competing-Response-Training! Immer wenn ich mir ins Gesicht fassen will (also Arm & Hand nach oben bewegen möchte), führe ich die Hand bewusst nach unten und fasse mir z.B. an den Oberschenkel. Ich etabliere also eine konkurrierende Verhaltensweise.

4.  Schritt: Generalisierungstraining! Dieses neue Verhalten sollte häufig geübt und in verschiedenen Umgebungen praktiziert werden (Zuhause, am Arbeitsplatz, im Supermarkt, bei der Gassirunde mit dem Hund usw.).

Literatur

Azrin, N. H. & Nunn, R. G. (1973). Habit reversal: A method of eliminating nervous habits and tics. Behavior Research and Therapy, 11, 619–628.

Azrin, N. H. & Nunn, R. G. (1977). Habit control in a day. New York: Simon Schuster.

Margraf, J. & Schneider, S. (2009). Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Heidelberg: Springer